Es wird Frühling in Norwegen – oder auch nicht

Ostern ist seit einigen Tagen rum und der Frühling gibt auch hier in Norwegen sein Bestes, aber bei 4°C und Regen wollen noch nicht so richtige Frühlingsgefühle aufkommen. In den letzten Wintermonaten ist ja auch genug Spannendes passiert. Es ist mittlerweile über die Hälfte meines Freiwilligendienstes vorbei. Im folgendem Blog möchte ich euch wieder mitnehmen was in den letzten zweieinhalb Monaten in Norwegen so passiert ist.

Ich möchte von einer tollen Reise nach Oslo und der wahrscheinlich schönsten Zugfahrt meines Lebens berichten; von unfassbar schönen aber auch anstrengenden Wanderungen und unglaublichen Naturschauspielen.

Zugfahrt nach Oslo

Die Bahnstrecke zwischen Bergen und Oslo gehört zu den schönsten Zugstrecken in Europa. Wir sollten nicht enttäuscht werden. Man fährt ca. 7h durch eine traumhafte Winterlandschaft. Falls ihr mal die Möglichkeit habt diese Strecke zu fahren: Macht es! Es ist wirklich unfassbar. Stundenlang fährt man durch eine Schneeebene. Man sieht nichts außer Schnee und Eis.

Es ist ein ganz komisches Gefühl, wenn man im Zug sitzt und weiß, man könnte keinen Schritt vor die Tür machen. Außerhalb des Zuges waren es teilweise -20°C. Man selbst sitzt drinnen ganz entspannt in Jogginghose.

Oslo

In Oslo sind wir zunächst auf die anderen Freiwilligen getroffen. In den 1,5 Tagen Seminar haben wir uns vor allem Oslo angeschaut und viel über die norwegische Kultur gelernt. Oslo ist eine sehr lebendige Stadt und wird ihrer Rolle als Hauptstadt absolut gerecht. Es gibt sehr viel Kunst und beindruckende Architektur. Es lässt sich super durch die Stadt laufen und man entdeckt immer etwas Neues, so zum Beispiele im Hafen, wo es das Munch Museum oder auch die Oper gibt. Beide Gebäude sind noch nicht lange fertiggestellt und sind sowohl von außen als auch von innen sehr beeindruckend.

Aber gerade die Bibliothek ist ein Besuch wert. Hier hat ein großer Verlag gesagt: Wir wollen die perfekte Bibliothek. Hier wurde wirklich alles umgesetzt, was man sich in einer Bibliothek wünscht: übergroße Sessel zum Lesen, Steckdosen zum entspannten Lernen am Laptop, 3D-Drucker mit denen die Studierenden ihre Ideen direkt darstellen können. Natürlich findet man auch eine ganze Menge Bücher in der Bibliothek (Captain Obvious reporting in!). Natürlich nicht nur auf Norwegisch, sondern auch auf ganz vielen Sprache gibt es dort Literatur zu finden. Man kommt in hinein und ist völlig überwältigt von der Größe und der tollen Atmosphäre. Sie lädt wirklich zum Verweilen ein. Völlig zurecht gilt diese Bibliothek zu den modernsten in Europa und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Mein ganz persönliches Highlight war aber der Holmenkollen: Die Heimat des Wintersports. Hier finden jedes Jahr die traditionsreichten Wettkämpfe im Skispringen, Langlauf und Biathlon statt. Seit ich ein kleiner Junge bin, weiß ich was der Holmenkollen ist. Der Holmenkollen ist ein Berg über halb Oslos, der sehr leicht von der Stadt aus zu erreichen ist – man muss einfach nur den Menschen mit Langlaufski folgen. In Oslo ist es völlig normal, nach der Arbeit noch eine Runde Langlaufen zu gehen. Am liebsten machen das die Osloer natürlich auf dem Holmenkollen. Wenn hier Ende Februar Wettkämpfe stattfinden, wird der Holmenkollen von tausenden begeisterten Zuschauern überrannt und die ganze Wintersportwelt schaut zu. Mit dem Besuch dort konnte ich einen ganz großen Haken auf meiner Liste machen. In den paar Stunden wo ich da war hätte man wahrscheinlich einen Hammer gebraucht um mir das Lächeln aus dem Gesicht zu kloppen.

Eigentlich war der Plan, Mitte März wieder zum Holmenkollen zufahren. Ich hatte nämlich Karten für das Saisonfinale im Biathlon, um den Holmenkollen auch mal live zu erleben. Daraus wurde aber leider nichts, da auf der Zugstrecke zwischen Bergen und Oslo ein Tunnel, aufgrund der Schneemassen, eingestürzt war. So konnte ich das leider nicht erleben.

Nach einen paar ereignisreichen und kalten Tagen in Oslo ging es dann wieder, durchs ganze Land, wieder zurück nach Bergen.

Die ersten drei Monate des Jahres waren sehr verregnet, nass und kalt. Trotzdem haben wir auch diese Zeit auch gut genutzt, zum Beispiel mit Ski fahren oder auch Wandern. Eine ganz besondere Wanderung habe ich Ende Februar zusammen mit Rieke gemacht. Wir sind vom Ulriken bis zum Fløyen. Das sind zwei Berge über der Stadt, die durch ein Hochplateau verbunden sind. Laut Plan braucht man für diese Strecke ca. 6h. Je höher wir auf den ersten Berg gestiegen sind, desto mehr Schnee gab es. Bergen war zu diesem Zeitpunkt so gut wie schneefrei. Oben auf dem Berg gab es dann nur noch einige Steine, die aus der schneebedeckten Landschaft hervor kuckten. Oben angekommen erwartete uns eine Hochebene, die komplett weiß war. Eine atemberaubende Landschaft, die man von unten gar nicht erwartet. Aufgrund der guten Sicht, die hier zu dieser Jahreszeit echt selten ist, konnten wir in die eine Richtung die schneebedeckten Berge sehen und in die andere bis zum Meer. Das war wirklich beeindruckend.

Die Anfangsmotivation war auch sehr groß. Wir waren begeistert von der Schneelandschaft und der grandiosen Aussicht. Nach einigen Kilometern wurde es ganz schön anstrengend. Bei jedem Schritt ist man knietief in den Schnee gesungen. So schön diese Landschaft auch ist, so schwer ist es durch sie hindurch zu laufen. Nach knapp 8h Wandern sind wir völlig erschöpft angekommen. Wenn man dann ein paar Tage später sogar von den Norwegern Respekt für diese Wanderung bekommt, dann muss das schon ganz schön was heißen.

Polarlichter

Vor drei Wochen hatten wir dann das große Glück, das wahrscheinlich spektakulärste Naturphänomen des Nordens zu beobachten: Polarlichter. Polarlichter entstehen, wenn Teilchen der Sonnenwinde (Elektronen und Protonen), auf Stickstoff- und Sauerstoffatome treffen und diese kurzzeitig aufladen. Je nach dem auf welche Atome und Höhe diese Teilchen treffen, nehmen wir die Polarlichter in unterschiedlichen Farben war. Obwohl Bergen außerhalb der Polarzone liegt, konnten wir welche beobachten. Über fast eine Stunde konnten wir von unserem Wohnzimmer und von dem Bergen hinter unserem Haus Nordlichter erkennen, mal stärker und mal schwächer. Wir hatten also wirklich Glück. Eine Frau hat uns den Tag darauf erzählt, sie wohne seit 12 Jahren in Bergen und habe noch nie vorher Nordlichter von der Stadt gesehen. Wir hatten so die Möglichkeit wirklich herausragenden Bilder zu schießen.

Im ersten Moment erkennt man die Nordlichter gar nicht. Man denkt, das sind doch nur irgendwelche Wolken oder Nebelschwaden. Doch mit der Zeit erkennt man sie immer deutlicher. Man kann sich dieses Schauspiel wirklich stundenlang anschauen, ohne dabei die Faszination für diese Phänomen zu verlieren.

Das war es mit meinem Frühjahr-Blog. Ich hoffe, ich konnte euch wieder ein paar coole Einblicke in meine Zeit in Norwegen geben. So langsam geht es für mich auf die Zielgerade, noch ein bischen mehr als 3 Monate bis mein Jahr in Norwegen zu Ende ist. Der Winter ist endlich vorbei und es kann wieder wärmer werden.

Bis dahin wünsche ich euch, eine gute Zeit.

Liebe Grüße aus Norwegen.

Tim David