Weihnachtszeit in Norwegen

Mittlerweile ist es Anfang Januar und es ist seit meinem letzten Eintrag sehr viel Zeit vergangen. In diesem Blog-Eintrag möchte ich vor Allem über die Weihnachtszeit in Norwegen schreiben. Was ist besser an Weihnachten in Norwegen? Was kann der Norweger von den Deutschen noch lernen?

Bergen im Winter

Norwegen stellt man sich ja immer als das Winterland schlecht hin vor. Das ist es zu großen Teilen auch. Nur leider nicht in Bergen. Da Bergen ja an der West-Küste liegt, herrscht ein Küsten-Klima; Milde Temperaturen und viel Niederschlag bestimmen das Wetter. Dadurch gibt es in Bergen selten Schnee. Aber selten heißt ja nicht nie. Mitte Dezember wurde die Stadt in eine weißes Winterkleid gehüllt. Das überraschte sogar die Einheimischen.

Doch sind auch die Leute in Bergen deutlich besser auf Winter eingestellt als wir in Deutschland. So hat jeder gute Norweger ein Paar Überziehspikes dabei, damit man auf den glatten Wegen nicht wegrutscht. Auch die Fahrräder besitzen natürlich Winterreifen. Denn warum sollte man auch bei einer geschlossenen Schneedecke kein Fahrrad fahren. Jetzt ist auch der Anblick von dutzenden Menschen mit Langlauf-Skiern in der Straßenbahn zur Gewohnheit geworden.

In Bergen wurde dann mit dem sogenannten ,,Lysfest“ (Lichtfest) die Weihnachtszeit eingeläutet. Dabei gibt es in der Innenstadt ein großes Event. Es werden Weihnachtslieder gesungen und als Höhepunkt wird der große Weihnachtsbaum in der Mitte des Platzes hell erleuchtet. Dabei waren dieses Jahr über 50.000 Menschen. Nun hatte die Weihnachtszeit in Bergen begonnen.

Weihnachtsmarkt

Auch in Bergen gab es im Dezember natürlich einen Weihnachtsmarkt. Nur leider ist der nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen. Aufgrund des Wetters findet der Weihnachtsmarkt in Bergen drinnen statt. In einem großen Glaspavillon finden sich dann viele Stände, wo lokale Produkte verkauft werden, und um diesen Pavillon stehen dann verschiedenen Essensstände. Dort gibt es dann, wie auf den Deutschen Weihnachtsmärkten, überteuertes Essen. Und wenn ich überteuert sage, dann heißt das was, vor allem in Norwegen. So kostet ein Döner auf dem Weihnachtsmarkt umgerechnet 21€. Sonst war es doch eigentlich der ganz normale Weihnachtswahnsinn.

Richtiger Winter

Um richtigen Winter zu erleben, muss man also Bergen verlassen und weiter ins Landesinnere fahren. Die nächst gelegene Wintersport Region ist Voss. Wer sich erinnert wird festgestellt haben, dass ich da bereits im Sommer war. Jetzt geht’s auch mal bei richtigen Winter nach Voss, zum Ski fahren. Das empfinde ich als sehr großen Luxus. Ich kann wenn ich will, mich eine Stunde in den Zug setzen und zack bin ich mitten im Skigebiet und kann vom Zug direkt in die Gondel umsteigen. Aus Voss kommen übrigens einige Olympiasieger, weshalb die kleine Stadt im ganzen Land bekannt ist. So konnte ich Mitte Dezember, nach fast drei Jahren unerträglicher Pause, wieder auf den Brettern, die die Welt bedeuten stehen. Es gibt für mich kaum ein größeres Glücksgefühl als auf Skiern durch den Wald den Berg runter zu fahren. Es ist einfach fantastisch.

Dann war Weihnachten

Ich hatte das große Glück, Weihnachten in Norwegen verbringen konnte. Anna und ich wurden von einer Mitarbeiterin unserer Studenten-Kirche eingeladen, mit ihr und ihrer Familie zusammen Weihnachten zu feiern. Das war eine der tollsten Erfahrung, die ich machen durfte. Wir sind mit dem Bus ca. 40 min aus Bergen raus, auf die Insel Sotra gefahren. Dort wurden wir dann von der Mitarbeiterin, die uns eingeladen hatte, abgeholt. Zusammen mit ihrer Familie ging es dann in den Gottesdienst. Leider gab ist ein Problem. Wer schon mal in Norwegen war, der weiß das es in Norwegen zwei Schriftsprachen gibt, Bokmal und Nynorsk. Wir in Bergen schreiben in Bokmal, auf Sotra wird aber Nynorsk geschrieben. So hatten wir leichte Verständnisprobleme beim Lesen der Liedtexte. Nach dem Gottesdienst ging es dann nach Hause, wo wir auf das Essen warteten. In ganz Vestland wird zu Weihnachten Pinnekjott gegessen. Das sind gepökelte Lammrippen. Die schmecken sehr intensiv. Mein Fall ist es nicht; aber zu Weihnachten isst das wirklich jeder. Dazu gibt es eine traditionellen Kartoffel-Kohlrabi-Kompott.

Die Bescherung läuft in Norwegen ein bisschen anders ab, als ich es gewohnt bin. Jedes Jahr gibt es einen Auserkorenen, der die Geschenke nacheinander verteilt. So wird jedes Geschenk einzeln ausgepackt. Die Bescherung kann bei einer 5 köpfigen Familie so mal gut über 2h dauern. Es wahr sehr cool mit zu erleben, wie sich alle über ihre Geschenke freuen. Ich hatte nur die ganze Zeit den Gedanken, dass mich diese Prozedur als Kind wahnsinnig gemacht hätte. Am späten Abend haben wir dann mit Gesellschaftsspielen den Abend ausklingen lassen. Es war wirklich eine tolles Weihnachtsfest. Ich bin wirklich unfassbar dankbar, dass ich das erleben durfte.

Lillehammer

Nach Weihnachten ging es für mich nach Lillehammer. Lillehammer liegt in Ost-Norwegen und ist noch ein bisschen nördlicher als Bergen. Die Olympiastadt von 1994 ist einer der Wintersport Hotspots in Norwegen. Ich wurde von Freunden eingeladen, die schon seit über 20 Jahren Urlaub in Lillehammer machen. So hab ich mich am 26.12 um 16:20 bei 0° in den Zug gesetzt und bin schließlich um 2:30 Nachts bei -15°C in Lillehammer angekommen. Lillehammer ist eine kleine verschneite Stadt, mit etwas weniger als 30.000 Einwohnern. Wenn ich verschneid sagen, dann heißt dass das alles weiß ist. Auch auf den Straßen sieht man keinen Asphalt mehr, sondern nur Schnee. Hier ist Skifahren natürlich ein Traum.

Es gibt unheimlich viel Schnee und die Landschaft ist Atemberaubend. Es war eines der schönsten Erlebnisse, an verschneiten Bäumen in richtung Sonnenuntergang zu fahren. Es ist wirklich mit keinem Naturereignis, was ich zuvor erlebt hatte zu vergleichen. Durch die Bilder kann man nur erahnen, wie schön es wirklich war. Herzlich willkommen im Wintertraum von Norwegen.ddd

Frohes Neues

Um ins neue Jahr zu starten, sind Anna und ich auf ein Silvesterwochenende mit unserer Studenten-Kirche gefahren. Etwa eine Stunde raus aus Bergen irgendwo ins Nirgendwo. Zugegebenermaßen gibt es in Norwegen ziemlich viel Nirgendwo. An Silvester bin ich ein bisschen durch die norwegische Schneelandschaft spaziert. Danach ging es noch zu einer überragenden Schneeballschlacht, die natürlich gewonnen wurde. Zum Abendessen gab es dann wieder Pinnekjot, das wird nämlich traditionellerweise nur an Weihnachten und Silvester serviert. Ein sehr wichtiger Teil des Abends ist dann noch die Neujahransprache des Königs. Da saßen wirklich alle vor dem Fernseher und haben dem König gespannt zu gehört, denn dieser ist sehr beliebt bei seinem Volk. Ich selbst war überrascht wie viel ich tatsächlich verstanden hab. Danach ging es für uns raus und wir haben mit ein bisschen Feuerwerk 2023 begrüßt.

Ich hoffe auch ihr hattet einen guten Start ins neue Jahr und eine schöne Weihnachtszeit. Jetzt geht es für mich weiter mit dem mehr oder weniger normalem Alltag in Bergen. Ich blicke mit viel Freude und Dankbarkeit auf die nächsten 7 Monate hier in Norwegen.

Seid gesegnet

Tim David

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